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Zeitschrift BALANCE•  Rad des Lebens

Heft 1/2014

Rad des Lebens                                    Zusatztexte zum Heft

 

Das Meditationsrad des Niklaus von Flüe und die Meditation des Tanzes

Auszug aus dem Artikel von Dorothea Schnitzler

Niklaus Mystik „war die selbsterkundete Weisheit eines Analphabeten, verbunden mit einer selbstverständlichen Überzeugungskraft, so als wüsste er, dass auch Gott keine Bücher liest.“(1, S.4) Wesentlich und charakteristisch für seinen spirituellen Weg sind zum einen seine zahlreichen, auch in der Literatur beschriebenen Visionen ..., zum anderen ist es die Versenkung in sein Meditationsbild, von dem nicht bekannt ist, ob es Niklaus selbst er- oder gefunden hat, oder ob er es von einer geistlichen Erneuerungsbewegung seiner Zeit übernommen hat. Sein Meditationsbild ist ein schlichtes, sechsspeichiges Rad voller Symbolkraft, das 1487 erstmals von einem unbekannten Pilger mit einer Erklärung von Bruder Klaus veröffentlicht wird. „Das ist mein Buch, darin ich lern und suche die Kunst dieser Lehre.“ (2, S.22)
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Zu den sinnenhaften Erfahrungen von Symbolen zählt nicht nur die sich versenkende Bildbetrachtung, sondern auch auf einer ganzheitlicheren Wahrnehmungsebene die Meditation des Tanzes, in der in den unterschiedlichsten Choreographien der Tänze Symbole räumlich und körperlich Ausdruck finden. Im tanzenden Nachvollziehen der Symbole werden diese – oft unbewusst – sinnenhaft wahrgenommen und wirk- und heilsam. So lassen sich auch Symbolelemente des Meditationsrades des Niklaus von Flüe in Tanzstrukturen und Tanzelementen aus der Meditation des Tanzes wiederfinden, wie die Kreisform, die Bezogenheit auf die Kreismitte, der leere Kreis in der Mitte, die ein- und auswärtsgerichteten Radspeichen....

Die den allermeisten Choreographien der Meditation des Tanzes zugrunde liegende Kreisform und die darin implizierte Bezogenheit auf den Kreismittelpunkt erweisen sich als das grundlegendste aller wirkenden Symbole, das gleichsam alle anderen im Tanz nachvollzogenen Symbole umgibt und umhüllt. „`Von allen Gestalten ist die runde die einfachste und vollendetste, welche in einem Punkt ruht´, heißt es schon im Timaios des Plato. Die Kreisform wurde immer als Symbol des Göttlichen angesehen, und wenn man diese Grundgestalt abbildet, dann ist das eine ordnende und heiligende Prozedur.“ (4, S.10) So wird die Abbildung des Kreises im Tanz, so wird der getanzte Kreis zur „ordnenden und heiligenden Prozedur“ (s.o.), in der in der Anwesenheit einer zugewandten Göttlichkeit die Individualität jeder einzelnen Tänzerin, jedes einzelnen Tänzers mit ihren/seinen je eigenen Charakterausprägungen auf dem jeweiligen Tanzplatz im Kreis ihren Ausdruck und Raum finden kann.  
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Mit diesem assoziativen Aufzeigen von Parallelen in der Symbolkraft des Meditationsrades von Niklaus von Flüe und der Meditation des Tanzes wird eine Schlichtheit und Einfachheit deutlich, die in ihrer gleichzeitig vorhandenen Komplexität und Vielschichtigkeit an ein Zitat von Romano Guardini erinnert: „Je länger man lebt, desto deutlicher sieht man, dass die einfachen Dinge die wahrhaft größten sind.“


Literaturangaben:
1) Herbert Gruber, Toni Bernet-Strahm, Christof Hertler
   „Fasten, Mystik und Politik, 40 Tage mit Bruder Klaus“, 1997
2) Guido Appius, Walter Signer
   „Niklaus von Flüe, ein politischer Mystiker“, 1989
3) Hans Krömler,Christoph Hürlimann, Lucia Elser
   „Bruder Klaus von der Flüe, Aus der Mitte leben“, 1983
4) Otto Betz
   „In geheimnisvoller Ordnung, Urformen und Symbole des Lebens“, 1992

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